Vielleicht habt ihr ein wenig Zeit und Ruhe, um euch einen Kaffee oder Tee zu holen und diese Geschichte zu lesen. Ich habe sie mal vor langer Zeit geschrieben, als meine Tochter noch klein war - evtl. findet die Eine oder Andere sich ja wieder und weiß, was ich meine......
Stille
Das alte
Ruderboot treibt in der morgendlichen Stille auf dem See und der Dunst verschleiert
die aufgehende Sonne. Ich mache mich auf den Weg zum Ufer, um dort ein wenig zu
verweilen und den Anblick zu genießen – und die Stille natürlich. Die Ruhe, die ich dieser hektischen Zeit so
sehr vermisse. Sie fehlt mir, um eine so schöne Landschaft oder eine solche
Stimmung aufzunehmen oder aber ein gutes Buch und schöne Musik zu genießen.
Demnächst
beginnt nun wieder die Adventszeit. Wie jedes Jahr nehme ich mir vor, diese
besinnlichen Stunden in Ruhe zu verbringen. Wird es etwa wieder nur eine
Hetzjagd nach Geschenken – eine ständige Raserei von einer Weihnachtsfeier zur
nächsten – oder wochenlange Diskussion, wie man vier Verwandtschaftsbesuche und
350 km Autobahn auf zwei Weihnachtstage verteilt? Bestimmt nicht, denn dieses
Jahr wird es nun wirklich anders.
Ich setze mich
auf die kleine Bank am Ufer und beobachte einen Raubvogel, der hoch über dem
See elegant seine Runden dreht. Der schert sich bestimmt nicht um Adventszeit
und Weihnachtsstress! Es muss herrlich
sein, die Welt sorglos von dort oben zu betrachten. Wie klein all unsere
Alltagssorgen wohl von ganz oben erscheinen? Ich stelle mir vor, wie ich als
Vogel durch die Lüfte gleite und mir die Welt aus der Höhe betrachte. Ein
verlockender Gedanke!
Ich träume vor
mich hin und bilde mir ein, die Stille um mich herum hören zu können. Wie gut,
dass ich mich vorhin nicht länger in meinem Bett hin- und hergewälzt, sondern
aufgerafft habe und zum See gegangen bin. Ich bin fühle mich ausgeruht und
ruhig und wandere weiter am Ufer entlang. Innerlich fühle ich mich für diesen
neuen Tag gestärkt und trete allmählich den Heimweg an. Vor der Haustür bleibe
ich kurz stehen, um mich noch einmal umzudrehen und auf den See zu schauen. Auch
aus dieser Entfernung sehe ich noch den Raubvogel in der Luft seine Kreise
ziehen und werfe ihm lächelnd einen
letzten wortlosen Gruß zu.
Als ich in
meiner Tasche nach dem Schlüssel suche, werde ich von einem Erdbeben ergriffen
und erstarre..... – meine Tochter lässt sich auf meinen Bauch plumpsen und ruft freudestrahlend:
„Maaaaamiiii, bist du auch schon wach???“ Ein Traum – es war alles nur ein
Traum. Kindergeschrei statt hörbarer Stille; verschüttete Milch statt
Sonnenaufgang; ach ja, und dann ist da noch der Kalender: Morgen ist schon der 3.
Advent. Was sollen wir Tante Edith nun eigentlich zu Weihnachten schenken?
„Mami, ich
habe vom Sandmännchen geträumt. Und du?“ „Ich? Ich weiß es nicht mehr, aber ich
glaube es war ein sehr, sehr schöner Traum.“
Wie schön. Hast Du toll geschrieben.
AntwortenLöschenLg Anett